Vom Apfel zum Pilz: die geheime Karriere des Pferdedungs

Vom Apfel zum Pilz: die geheime Karriere des Pferdedungs

Manch einer lächelt, wenn er über die Weide geht und sieht, was das Pferd so hinterlässt. Kleine braune Kugeln, die aussehen, als hätten sie Potenzial für ein Kinder-Bastelprojekt. Für viele ist das schlichte Mist. Aber die Wahrheit ist: In jeder dieser Kugeln steckt ein kleines Multitalent. Ein Pferdeapfel ist kein Endprodukt, er ist der Anfang von vielem.

Man stellt sich vor: Während der Apfel noch dampft, träumt er schon von seiner Karriere. Manche Äpfel gehen in die Landwirtschaft. Sie lockern schwere Böden (gesiebter Pferdedung, 25 Liter), ernähren Regenwürmer (Lecker-Wurmfutter) und bringen Pflanzen zum Leuchten. Andere schaffen es in der großen Kunst: Getrocknet, gemahlen und in Lehm eingerührt, halten sie seit Jahrhunderten ganze Häuser zusammen. Pferdeapfel-Beton – die Urversion der modernen Bauchemie.

Dann gibt es die Apfelkünstler, die in der Pilzzucht Karriere machen. Sie sind der rote Teppich für Champignons. Ohne Pferdeäpfel gibt es viele Pilze gar nicht in der Qualität, wie wir sie kennen. Wir versinken in einer ähnlichen Pilzsoße, die ihren Geschmack tatsächlich einem Rossrücken und dessen Nahrungsumwandlung verdankt.

Und dann die Abenteurer unter den Äpfeln: Sie landen in der Biogasanlage. Dort werden sie zerlegt, vergoren und liefern am Ende Strom für Smartphones, die genau in diesem Moment über Pferdeapfelwitze scrollen. Ein Kreislauf, der fast poetisch ist.

Auch die Natur selbst hat ihr eigenes Publikum. Mistkäfer etwa sind auf Pferdeäpfel angewiesen. Sie rollen kleine Kugeln ab, als wären es heilige Schätze. Wir glaubten auch, nur der Mensch könne im Fitnessstudio mit Bällen trainieren, hat noch nie einen Mistkäfer in Aktion gesehen.

Und schließlich gibt es die ganz feinen Apfelwege. Aus getrockneten Pferdeäpfeln kann man Papier herstellen. Ja, richtig gehört: Papier. Man könnte auch eine Liebeserklärung auf einen Pferdeapfel schreiben – ohne, dass jemand den Ursprung sofort errät.

So endete die Reise des Apfels nicht auf der Wiese. Er ist mehr als ein Restprodukt, er ist Rohstoff, Energiequelle, Künstler, Baumeister und stiller Begleiter von Kreisläufen.

Oder, um es einfach zu sagen: Ein Pferdeapfel ist wie ein Undercover-Superheld. Von außen unscheinbar, innen voller Möglichkeiten. Nur der Umhang fehlt – den hat das Pferd schon getragen.

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